So funktioniert die Microsoft HoloLens 2

Microsofts HoloLens 2 ist in der Augmented Reality-Welt das wohl mit grösster Spannung erwartete Device des Jahres 2019. Noch ist sie zwar nicht offiziell erhältlich (unsere Vorbestellung lässt noch immer auf sich warten), doch wir konnten bereits einen ersten Blick auf die Funktionsweise der AR-Brille werfen. Alex Kipman, seines Zeichens verantwortlich für Microsoft Kinect, die HoloLens 1 sowie über 150 Patente, ist aktuell in Zürich. Er nutzte die Zeit hier unter Anderem, um die HoloLens 2 an der ETH einem interessierten Publikum vorzustellen. Das liessen wir uns natürlich nicht entgehen, war es doch eine Gelegenheit, den unter ETH-Studenten sagenumwobenen Vorlesungssaal AudiMax einmal von innen zu sehen.

Hololens 2 Event in Zurich

Seit Februar warten wir auf die HoloLens 2

Es ist schon über ein halbes Jahr her, dass Microsoft an der MWC in Barcelona und mit diesem toll umgesetzten Video die Weiterentwicklung des Marktführers für AR-Brillen ankündigte:

Wenn ihr ebenfalls zu den Menschen gehört, die sich fragen, wie die neue HoloLens denn nun im Detail funktioniert haben wir im Folgenden die Antworten für euch:

Grundsätzlich hat Microsoft die HoloLens in 3 Bereichen verbessert: Immersion, Komfort, und Time To Value.

Verbesserte Immersion bei HoloLens 2

War die erste HoloLens bereits ein Meilenstein, so hat sich das Team um Alex Kipman für den Nachfolger noch einmal ins Zeug gelegt. Nicht weniger als “alles” soll bei der zweiten Ausgabe im Vergleich zum Vorgänger besser sein. Was ohne Hintergrundwissen bereits festgehalten werden kann: Der Komplexitätsgrad wurde definitiv erhöht, wie der Vergleich der beiden Modelle vor dem Design anschaulich zeigt:

Deutlich vergrössertes Sichtfeld

Eines der Haupt-Probleme der HoloLens 1 war die als eher schwach ausgeprägt wahrgenommene Immersion. Häufiger Kritikpunkt war das relativ kleine Sichtfeld. Und auch es für ein gelungenes Immersions-Erlebnis mehr braucht als ein grosses Sichtfeld wurde dieser Punkt deutlich verbessert. Die HoloLens 2 wartet mit einem mehr als verdoppelten “Field of View” auf. Dies, ohne bei der holografischen Dichte von 47 Pixeln pro Sichtgrad Abstriche machen zu müssen. Klingt erstmal abstrakt, ist es auch. Vereinfacht gesagt bedeutet die Verbesserung ein Upgrade von einem 720 Pixel-Video auf 2K – pro Auge.

Laser statt LED

Zusätzlich zum vergrösserten Sichtfeld sorgt eine neue Technologie für ein verbessertes optisches Erlebnis. Die HoloLens 2 hat ein neues Display-System, das statt wie bisher auf LED neu auf Laser setzt. Pro Auge sorgen 3 RGB-Laser für optimale Darstellung.

Das Licht der drei Laser wird über mehrere Spiegel direkt auf die Rückseite des Auges projiziert. Dieser Vorgang entspricht dem “normalen”, natürlichen sehen. Da unser Hirn diesen Vorgang bereits kennt, wird das Erlebnis für unser Hirn als deutlich weniger anstrengend empfunden, was gerade dem konzentrierten Arbeiten entgegen kommt.

Interaktion mit Hologrammen

Ein weiterer Faktor welcher für eine verbesserte Immersion spricht ist die deutlich verbesserte Interaktion mit Objekten. Neu soll es möglich sein, direkt mit Hologrammen zu interagieren und diese zu manipulieren. Dies geht sogar so weit, dass der User nicht wie üblich neue Gesten lernen muss sondern die HoloLens “natürliche” Gesten erkennt. Möglich gemacht wird dies vor allem durch eine deutlich verbesserte Hand-Erkennung.

Im folgenden Foto seht ihr eine Aufnahme der Tiefen-Kamera. Diese verfügt über zwei Raum-Sensoren, von denen eine nur für die Hand-Erkennung ist:

Spatial Mapping

Interessant ist, wie Microsoft mit Fehlern beim Vermessen des Raumes umgeht: Je nach Oberfläche (Spiegel, Leder-Sofas, etc. ) haben Sensoren Mühe, einen Raum korrekt darzustellen, was zu Löchern in dargestellten Objekten und dadurch Darstellungsproblemen führt. Ein speziell für dieses “Spatial Mapping”-Problem entwickelter AI-Algorithmus erkennt Fehler und korrigiert diese. Dies führt zu deutlich “besseren” Räumen und einer so verbesserten Interaktion mit den dargestellten Inhalten.

Eye Tracking

Ebenfalls neu ist, dass die HoloLens 2 im Vergleich zum Vorgänger statt die Bewegung des Kopfes die Augen des Users trackt. Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass es viel näher an der biologischen Realität und dadurch weniger anstrengend für das Gehirn ist.

Voice Commands

Insbesondere für Industriebetriebe wird AR je länger je interessanter. Kein Wunder, hat Microsoft im Bereich Stimmen-Steuerung viel Aufwand betrieben. Total 5 Mikrofone filtern Umgebungslärm heraus und sorgen dafür, dass auch bei 90db Geräuschkulisse gesprochene Befehle noch ausgeführt werden können. Ein Feature, das gerade in Industrie- und Produktionsbetrieben gold wert sein kann.

Deutlich verbesserter Komfort

Ebenfalls wichtig für den Einsatz im produktiven Umfeld ist, dass User die HoloLens lange tragen können, ohne Schmerzen oder Probleme zu haben. Gemäss Kipman wurde eine Verdreifachung des Tragekomforts erreicht. Dies vor allem durch eine bessere Balance des Devices. Diese führt dazu, dass das nur 2 Gramm leichtere Gerät als deutlich weniger schwer und dadurch komfortabler wahrgenommen wird.

Time To Value

Ein weiteres Thema, das Microsoft angzugehen versuchte, ist die “Time to Value”. Also wie viel Zeit zwischen Brillen-Kauf und tatsächlich produktivem Einsatz vergeht.

Ohne ein kompetentes Entwickler-Team war die HoloLens 1 noch nicht viel wert, passende Software musste zuerst spezifisch erstellt werden. Nun wurde mit verschiedensten Grossunternehmen (hauptsächlich aus dem Industrie-Bereich) zusammengearbeitet, um beim Launch schon eine Palette an Funktionalitäten anzubieten. Wie gut diese tatsächlich sein, wird sich jedoch nach der offiziellen Veröffentlichung zeigen.

Eines unserer Projekte, das wir bereits mit der HoloLens umgesetzt haben, ist das Holotram der VBZ.