User Experience Design mit Collaborative UX Design
Man könnte fälschlicherweise auf den Gedanken kommen, dass wir uns als App-Entwickler in einem Projekt ausschliesslich mit Codezeilen, Bugs und Testings auseinandersetzen. In Tat und Wahrheit entscheidet jedoch das, was vor der App-Entwicklung geschieht, bereits über Erfolg oder Misserfolg der Mobile App. Um nämlich sicherzugehen, dass eine App ein sinnvolles, die Nutzenden überzeugendes User Experience-Konzept hat, setzen wir auf in der Detailkonzeption auf Collaborative UX Design. Was das genau bedeutet, erfahrt ihr im Folgenden:
“App-Konzept? Ich habe ja schon eine gute Idee!”
Mobile Apps gibt es mittlerweile fast schon wie Sand am Meer. Aktuell stehen sowohl für iOS als auch für Android jeweils über zwei Millionen Apps zum Download in den jeweiligen Stores zur Verfügung. Jede neue App muss sich also dieser riesigen Konkurrenz stellen und hat nur eine Chance von den Usern akzeptiert zu werden, wenn sie allerhöchsten Ansprüchen genügt.
Das bedeutet auch: Eine gute App-Idee alleine macht noch lange keine erfolgreiche App. Es ist also unumgänglich, sich ausgiebig Gedanken darüber zu machen, wie die App genau aufgebaut werden soll, wer genau die User sind und welche Chancen und Gefahren der bereits bestehende Markt birgt.
Unsere Erfahrung zeigt, dass ein Projekt nur dann erfolgreich sein kann, wenn folgende drei Perspektiven bei jedem Entwicklungsschritt vom gesamten Projektteam angemessen berücksichtigt werden:
- User: Welche Bedürfnisse, Probleme und Erwartungen hat er oder sie?
- Business Goals: Was für wirtschaftliche, soziale oder ökologische Ziele werden mit der Anwendung verfolgt?
- Technische Machbarkeit: Wie weit können wir ans Limit des technisch Möglichen gehen und gleichzeitig einen stabilen Betrieb für die User bzw. eine Skalierbarkeit sicherstellen?
Weiter machen wir immer wieder die Erfahrung, dass häufig zu früh im Projekt eine Fokussierung auf bestimmte Lösungen erfolgt. Es ist jedoch unerlässlich, erst einmal die Probleme und Bedürfnisse der User genau zu verstehen und davon ausgehend verschiedene Lösungsansätze zu entwickeln. Mit anderen Worten: Jedes erfolgreiche Projekt benötigt ein durchdachtes Vorprojekt, aus dem schlussendlich das App-Konzept hervorgeht.
Bei Bitforge arbeiten wir mit einer sehr stark an Collaborative UX Design angelehnten Methode.
Was ist Collaborative UX Design?
Der Collaborative UX Design-Ansatz ist im Grunde genommen nicht mehr als ein gut sortierter Werkzeugkasten. Für jeden Schritt im Vorprojekt haben wir eine Auswahl passender Werkzeuge bereit, die wir jeweils vor Projektbeginn sorgfältig auswählen. In sieben (je nach Projekt können es auch mehr oder weniger sein) Workshops erarbeiten wir uns gemeinsam mit unseren Kunden Schritt für Schritt unser App-Konzept. So stellen wir sicher, dass wir genau wissen was wir wie und für wen entwickeln. Und das bevor die erste Codezeile geschrieben ist.
Die folgenden vier Grundprinzipien steuern dabei unser Handeln von Anfang bis zum Ende:
- Menschenzentriert: Wir verstehen die User als Menschen mit spezifischen Bedürfnissen, Problemen und Kenntnissen.
- Kollaborativ: Sämtliche Inhalte erarbeiten wir gemeinsam mit unseren Kunden.
- Hypothesenbasiert: Wir machen lediglich Annahmen und validieren diese mit User Research.
- Agil & Iterativ: Wir unterteilen Projekte in kleine Schritte und arbeiten in zweiwöchigen Sprints.
App-Projekte bei Bitforge in der Praxis
Das war jetzt alles ein bisschen abstrakt, daher kommen wir nun zum konkreten Teil.
Wir gliedern unser Vorprojekt in die folgenden sieben Teilschritte:
I. Workshop 1: Scoping
Im Scoping-Workshop geht es erst einmal darum, den Kern des Auftrags zu schärfen. Gemeinsam beantworten wir folgende Fragen:
- Problem Statement: Was sind die Probleme welche wir, für wen lösen möchten?
- Framing: Was sind die Rahmenbedingungen, Risiken und Stakeholder der Lösung? Wie messen wir unser Resultat?
- Benchmark: Wer ist die Konkurrenz? Und was bietet sie an?
- User Research Von welchen Annahmen gehen wir aus? Welche sind kritisch und müssen validiert werden? Wie überprüfen wir die kritischen Annahmen?
Methodisch arbeiten wir dabei häufig mit Maps – also mit Post-Its an der Wand oder im aktuellen Corona-Modus mit dem Online-Tool Miro.
Ein Beispiel: Um die oben gestellte Frage nach dem “Warum und Weshalb” zu beantworten erstellen wir gemeinsam eine Problem Statement Map. Diese zeigt uns, welches Problem wir lösen möchten, wer von dem Problem überhaupt betroffen ist und innerhalb welcher Randbedingungen wir uns bewegen:
II. Research
Nach dem ersten Workshop machen wir uns alleine an die Arbeit und überprüfen methodisch unsere (kritischen Annahmen). Dabei setzen wir unterschiedlichste Methoden ein – von einer Panel-Befragung über Gruppendiskussionen, Tagebücher, geführte Usability Tests mit Clickable Prototypes bis zu remote Tests mit Lookback und Testflight.
III. Workshop 2: Synthese
Mit den Resultaten aus der User Research im Gepäck setzen wir uns mit unserem Kunden zusammen und besprechen die Resultate. Basierend auf den Resultaten definieren wir unsere wichtigsten Personas und überprüfen, welche Informationen aus der Problem Statement Map noch gültig sind.
IV. Workshop 3: Ideation
Erst jetzt kommen wir zur Ideensammlung. Anhand unterschiedlicher, teilweise spielerischer Ansätze wie 6-3-5 oder Design Studio kreieren, evaluieren und bewerten wir gemeinsam verschiedene Lösungsideen.
V. Workshop 4: Konzept
Im Konzept-Workshop visualisieren wir zum ersten mal unsere Lösungsansätze. Dabei fokussieren wir uns insbesondere auf User Stories, User Szenarien sowie die User Journey. Da bei diesen Begriffen immer wieder etwas Konfusion aufkommt folgt hier noch einmal eine Definition:
User Story
Eine User story ist die Ausformulierung eines Nutzerbedürnfnisses und besteht immer aus den Elementen [Rolle], [Feature] und [Begründung]. Ein fiktives Beispiel für eine Shopping-App:
“Als [registrierter User] möchte ich unterschiedliche [Wunschlisten anlegen] können, damit ich [meine Lieblingsprodukte schnell finde].
User Szenario
Ein User Szenario zeigt auf, in welchem Kontext die App von unseren Personas genutzt wird und beschreibt die Persona, deren Ziele, den Zeitpunkt, in welchem sie eine bestimmte Handlung vornimmt, wo die Interaktion stattfindet und weshalb sie dies tut. Im Fall unseres Shopping-App Beispiels könnte ein User Szenario folgendermassen aussehen:
Sven Shopper sucht für die bevorstehende Hochzeit seines besten Freundes ein passendes Hemd. Da er nicht gerne einkauft, möchte er möglichst einfach eine Auswahl an Hemden zusammenstellen können, damit ihn seine Freundin dabei beraten kann. Jedes mal wenn er im Zug zur Arbeit fährt durchsucht er die App nach modischen Schnäppchen und legt sie nach Farben geordnet in Merklisten ab, damit er sie einfach wiederfindet.
User Journey
Die User Journey zeigt auf, welche Schritte der User durchläuft, um sein Ziel zu erreichen. Mit anderen Worten machen wir also nichts anderes, als das zuvor erstellte Szenario in einzelne Teil-Handlungen aufzuteilen. Wichtig ist dabei, jede einzelne Interaktion mit der App zu erfassen. Die User Journey dient dadurch als Vorlage für das User Interface der App.
VI. Workshop 5: Prototyping
In einem nächsten Schritt erstellen wir erstmals Prototypes, welche mögliche Lösungen aufzeigen. Dabei handelt es sich in der Regel um Clickable Prototypes. Diese werden bei uns in der Regel mit Figma erstellt und bieten einen ersten Eindruck, wie eine App-Lösung aussehen und sich bedienen lassen könnte.
VII. Workshop 6: Validierung
Der erstellte Prototyp wird ausgiebig geprüft und auf mögliche konzeptuelle Schwächen hin überprüft. Dabei arbeiten wir in der Regel mit Usability Tests: Wir laden User in unser Test-Labor ein und stellen ihnen eine Aufgabe nach der anderen. So können wir feststellen, wo unsere User noch Probleme haben das App-Konzept noch optimiert werden muss.
Workshop 7: MVP Planning
Als letzter Schritt vor dem Start der “wirklichen” App-Entwicklung definieren wir, was unser MVP alles können soll und wie mögliche Folgereleases aussehen könnten. Dazu priorisieren wir Features und legen auf einer Roadmap fest, wann diese implementiert werden sollen. Ausserdem definieren wir KPIs anhand derer wir den Erfolg der App messen.
An diesem Punkt ist unser Vorprojekt abgeschlossen und wir beginnen mit der eigentlichen Entwicklung der App.
Durchdachtes App-Konzept führt zu besseren Apps
Bei Bitforge gilt: “Think before you code”. Nur so erreichen wir gemeinsam das Ziel, eine App zu entwickeln, welche Spass macht und dem User einen tatsächlichen Zusatznutzen bringt. Wir haben den Collaborative UX Design-Prozess im Laufe des letzten Jahres ausführlich getestet, eingeführt und bisher unter anderem erfolgreich in ersten Projekten angewendet – weitere folgen!